Machen ist wie wollen.Nur krasser.
Alexander Gerst, deutscher Geophysiker, Vulkanologe und Astronaut ist vor einigen Tagen aus dem All nach Hause auf die Erde zurückgekehrt mit einer Nachricht aus dem All, die mich sehr berührt, und nicht nur mich. Wie wollen wir unser Raumschiff Erde unseren Enkelinnen und Enkeln hinterlassen? Werden sie uns eines Tages fragen, wie wir unsere Großeltern und Elterngeneration in Bezug auf Dunkel-Nazideutschland befragt haben:
"Habt Ihr das nicht verhindern können?!"
Doch zuerst, solltet Ihr Gersts Botschaft noch nicht gehört oder gesehen haben, hier das absolut sehens- und hörenswerte Video.
Rettung der Artenvielfalt?!
Liebe bekannten und noch unbekannten Enkel und Enkelinnen,
ich erzähl euch, was wir, euer Opa und ich, eure Stiefoma dafür tun, dass diese Erde auch noch nach uns wirklich bewohnbar bleibt und ihr Zustand intakt ist. Selbstverständlich wissen wir, dass wir hier in Binswangen, im Landkreis Dillingen nur winzige Rädchen in einer globalen Welt sind. Alle sind wir miteinander verbunden und Dinge, die wir in Europa gerade beginnen, zu begreifen in Sachen Artenschutz und Erhalt der Artenvielfalt, bleibt in anderen Ecken dieser Erde hinter den (berechtigten) Hoffnungen und Wünschen einer aufstrebenden Gesellschaft, die endlich auch teilhaben will am großen Kuchen des Konsums, des Wohlstands, zurück.
Und dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir die Erde nur geborgt haben, eine alte, jedoch immer noch stimmige Aussage aus der Gründungszeit der Grünen.
Euer Opa und ich sind vor Jahren Mitglied der Grünen geworden, da wir überzeugt davon sind, dass das Private politisch ist und umgekehrt - Politik hat Auswirkungen auf unser privates Handeln.
Artenvielfalt erhalten durch veganen Konsum
Mit der Erkenntnis, dass Speziesismus überwunden werden muss und Antispeziesismus für unsere Zukunft extrem an Bedeutung gewinnen wird, begann unser intensives Streben nach unserem ureigenen Anteil unseres hoffentlich enkel*intauglichen Lebens.
Wir konnten nicht mehr länger unsere 5 Katzen, Cleo, Cäsar, Missi, Lucy, Samuel streicheln und Happy, das gerettete behinderte Ferkel aus der Schweinezucht hier aus einem der Dörfer, streicheln und andere Lebewesen essen bzw. deren Säuglingsnahrung (Kuhmilch) trinken und verarbeitet als Käse, essen.
Ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen uns nicht über andere Lebewesen stellen dürfen. Daher trägt unser Konsum, wenn irgendmöglich biovegan, fairtrade aus möglichst regionaler Erzeugung dazu bei, dass Biobäuerinnen und Biobauern ein Auskommen haben und sich ihr Einsatz für eine pestizid- und gentechnikfreie Landwirtschaft lohnt; sie bauen in Mischkultur an; klimafreundliche Landwirtschaft, wie sie hier in unseren Breiten sehr gut möglich ist.
Tierfreie Bio-Landwirtschaft kommt beispielsweise aus ohne Sojazufütterung aus Lateinamerika, geht sparsam mit den vorhandenen Ressourcen Boden und Wasser um, schont das Klima und gibt uns Alles an Energie zum Leben, was wir Menschen brauchen. Konzepte für eine wirkliche Agrarwende legen wir Grünen schon lange in all unseren Programmen vor und hinterfragen in parlamentarischen Anfragen im Bundestag sowie in Landtagen immer wieder aktuelles konträres Regierungshandeln.
Die heutige Landwirtschaft und ihr Anteil am Sterben so vieler Arten, ihr langjähriges Credo: Wachse oder weiche! - wird zum Glück seit Jahren auf allen Ebenen breit diskutiert und veranlasst immer mehr kleinbäuerliche Betriebe zur Schließung. Es entstehen dadurch leider immer größere Ställe für Schweine, Rinder, Hühner und Puten in industriell geführten Massentierhaltungen, die ein tiergemäßes freies Leben im Rahmen eines Kreislaufes nicht ermöglichen. Die Kritik vieler Menschen daran wächst und auch im Landkreis Dillingen kämpfen wir immer wieder gegen neue Ställe oder weitere industrielle Tierhaltungen. Zudem gehen euer Opa und ich seit mehreren Jahren in Berlin oder hier in Bayern auf Demos wie die jährliche im Januar stattfindende "Wir haben es satt" Demo.
Für meinen persönlichen Konsum wird kein Tier mehr gequält und/oder getötet; keine Kultur, keine Landschaft und kein Mensch auf dieser Erde wird länger dadurch ausgenutzt oder in sklaven ähnlichen Arbeits- und Lebensbedingungen missbraucht. Dies hat lange genug gedauert, immerhin habe ich 46 Jahre meines Lebens Tiere konsumiert, Wahrheiten und Realitäten verdrängt.
Artenvielfalt fördern und schützen durch unseren Konsum, ist eine für mich sehr praktikable und kraftvolle Möglichkeit geworden. Gemeinsam mit Petra Canan schreibe ich seit einigen Jahren einen veganen Blog und entwickle vegane Rezepte für unsere Kochbücher der Tierfreischnauze Reihe; ein weiterer Beitrag meinerseits zum Thema Klimaschutz und Erhalt der Biodiversität.
Artenvielfalt erhalten durch sparsamen Umgang mit Ressourcen
Allein der sparsame Umgang mit Ressourcen hilft uns CO2 zu sparen. Wir überlegen inzwischen sehr genau, ob wir dieses oder jenes kaufen; ob wir es neu kaufen oder auch gebraucht erstehen können? Wir beteiligen uns zudem beim örtlichen Foodsharing; vermeiden Plastik, so gut es geht - wobei auch wir hier noch viel Luft nach oben haben und uns für 2019 vorgenommen haben, unseren Einkauf noch ressourcenschonender zu gestalten. Müll vermeiden ist besser als ihn zu trennen; aktuell ist der gelbe Sack, den es hier bei uns gibt für die Plastikabfälle immer noch zu gefüllt. Hier muss der Handel durch uns und politische Vorgaben noch wesentlich mehr tun als bisher. Viel zu viel wird in Plastik verpackt.
Desweiteren schaffe ich es aufgrund meiner rheumatischen Grunderkrankung nicht so oft wie ich mag mich autofrei zu bewegen; hier erhoffe ich mir zukünftig Innovationen, die grundsätzlich ressourcenschondere Mobilität gewährleisten. Schwer fällt mir die Vorstellung zukünftig komplett auf Flugreisen zu verzichten, da ich gerne noch Asien und Nordamerika, Afrika mit eigenen Augen sehen und bereisen möchte. Für die nächsten Jahre sind Flugreisen auf jeden Fall aus ökologischen Gründen gestrichen. Rückblickend werden wir sehen, wie und ob uns dies gelungen ist und ob langfristig umweltfreundlicher geflogen werden kann.
Die sparsamste Ressource ist die, die ich gar nicht erst brauche. Geräte zu reparieren statt sie neu zu kaufen, zu tauschen, gebraucht zu erstehen ist eine wirklich ökologische Möglichkeit für mich geworden Artenvielfalt durch einen veränderten Konsum zu erhalten. Aufgrund der Technik gelingt mir bei den wenig kompatiblen Möglichkeiten wachsender Speicher- und Programmnotwendigkeiten der Nutzen gebrauchter Geräte, bzw. die Reparatur von Rechnern und Smartphones bislang nur sehr eingeschränkt.
Artenvielfalt erhalten als Mitglied im Hortusnetzwerk durch unseren Garten - Hortus Aquaveganum
Durch unsere Suche nach einem Naturgartenkonzept sind wir 2013/2014 auf Markus Gastl gestoßen, der mit seinem Hortus Insectorum und zusammen mit seiner Frau Gerlinde im Hortus Felix gezeigt hat, dass sein geniales Hortuskonzept zukunftsweisend ist. Das von Markus Gastl gegründete Hortusnetzwerk begeistert inzwischen Menschen in ganz Deutschland, Frankreich, Österreich, Schweiz, Norwegen und Schweden. Wir kommunizieren via social networks, unserem Forum sowie bei regelmäßigen Hortus-Treffen persönlich.
Wir ließen uns damals anstecken und gestalteten unseren Garten hier in Binswangen um in einen Hortus. Ob der Hortus noch von Insekten und anderen Kleinstlebewesen bewohnt ist, wenn eure Generation das Ruder übernommen hat, können wir nur hoffen. Wir pflegen ihn für eine gewisse Zeit, nämlich unsere Lebenszeit, da wir zeigen wollen, dass es sich lohnt, auch in einem Siedlungsgarten Strukturen so zu (ver)ändern, dass natürliche Kreisläufe wieder entstehen und die Artenvielfalt zunimmt. Die drei Zonen Pufferzone, Hot Spot und Ertragszone mit unserem Schwimmteich, sind miteinander verzahnt und inzwischen sind hier Lebensräume für Biene Maja, Willi und ihre wilden Geschwister entstanden. Im Sommer gelingt es durch unseren bioveganen Anbau bereits jetzt schon uns teilweise hortan zu ernähren. Effektive Mikroorganismen und selbst hergestelles Bokashi aus unseren Pflanzenresten, helfen uns aktives Bodenleben, auch ohne tierischen Dünger, zu gewährleisten. Vor allem die Geschwister von Biene Maja und Willi, die Wildbienen benötigen Wildpflanzen, daher haben wir vorwiegend Insektenpflanzen und essbare Pflanzen in unserem Naturgarten. Denn gerade die Wildpflanzen fehlen immer mehr und machen sämtlichen Bestäubern wie Wildbienen, Wespen, Hummeln und Co und somit auch den Vögeln das Über-Leben extrem schwer. Durch weitere Biotopvernetzungen in unserem direkten Umfeld, in einem Großteil der uns umliegenden Gärten, haben Lebewesen wie Insekten, Amphibien, Vögel und andere Kleinstlebewesen eine reelle Überlebenschance. Insbesondere an mageren Standorten finden wir ein hohes Aufkommen verschiedenster Arten; für Viele von uns ist diese Erkenntnis überraschend. Daher haben wir bei uns einen Großteil des Gartens abgemagert um möglichst vielen Arten eine Heimat anbieten zu können.
Bei öffentlichen Führungen durch unseren Hortus erzähle ich immer wieder die Geschichte, wie ich im Vorgarten stehe, Hummeln beobachte und eine vorbeieilende Gruppe von Nordic Walkerinnen sich lauthals über unsere unaufgeräumte Wildnis austauscht und dabei eine Frau der Gruppe sagt: "Ich würde mich schämen - so ein Chaos!". Viel Überzeugungsarbeit für das Schaffen und Erhalten von Lebensräumen in unaufgeräumten Naturgärten, die Chaos zulassen, ja sogar fördern und so den wilden unter den Pflanzen und Tieren Heimat und Rückzug bieten, bleibt weiterhin extrem notwendig.
Denn die aufgeräumten Landschaften einer leider weit verbreiteten Monokultur, die bis an die Wegränder, Gräben, Bäche und Flüsse, Wälder heranreicht erfordern vernetzte Flächen ohne die Nutzung von Pestiziden und Insektiziden, um ein Überleben der Arten zu sichern.
Unserem Hortus Aquaveganum haben wir eine eigene Homepage gewidmet - wer mehr darüber erfahren will, kann sich gern persönlich bei einer Führung informieren, die Bücher von Markus Gastl lesen oder sich auch im Netzwerk weiter informieren. Im 2018 erschienenen Buch "permakultur und nagturgarten" ist unser Hortus Aquaveganum ebenfalls vertreten.
Artenvielfalt erhalten durch politisches Handeln und Einsatz beim Bund Naturschutz Bayern
Regionales politisches Mitgestalten im Kreistag sowie im Bezirkstag, in der konkreten politischen Arbeit der Grünen im Landkreis, konkretes aktives Gestalten als Vorsitzende der Kreisgruppe im Bund Naturschutz, führt gesamt betrachtet zu Möglichkeiten, das regionale Geschehen mitzugestalten.
Im Kreisentwicklungsausschuss des Kreistrages bin ich bei Entscheidungen über flächenfressende und zubetonierende Straßenbauvorhaben dabei; immer mehr stell ich mir hier die Frage, ob sich vor allem die planenden Behörden ihren Arbeitsplatz sichern oder den wirtschaftsfreundlichen Lobbyist*innen aus Politik und Wirtschaft in die Hände gespielt wird, bewusst oder unbewusst. Ökologie spielt hierbei so gut wie keine Rolle; oft genug sehr bitter.
Der Bund Naturschutz hat als anerkannter Naturschutzverein Klagemöglichkeit; das macht ihn regional-, landes- und bundespolitisch zum ernst zu nehmenden Verband. In diesem Rahmen kämpfe ich seit Jahren beispielsweise in einem Aktionsbündnis, gegen die in unseren Augen unverhältnismäßigen Planungen der sogenannten zweiten "Riedautobahn" im Raum Heidenau, zwischen Tapfheim im Donau Ries und Pfaffenhofen im Landkreis Dillingen. Seit ca 4 Jahren tragen wir gemeinsam mit Gleichgesinnten ab Ende Februar Kröten, Frösche und Molche über die Straße - durch menschengemachten Kahlschlag und die bewusste Austrocknung der Gewässer brechen die Populationen zusammen. Bisher gehört diese Amphibienpopulation zu den 20 größten in Bayern. Für diesen Lebensraum Öffentlichkeit zu schaffen, Menschen zu sensibilisieren - Entscheidungen mit zu beeinflussen lohnt sich der ehrenamtliche Einsatz. Gegen die Betonierung der Erde müssen sämtliche Bewegungen gemeinsame Anstrengungen erhöhen.
Noch viel mehr als bisher fordere ich und zum Glück nicht nur ich, dass wirtschaftliche Interessen und ökologische Interessen zusammengedacht werden müssen; Ökonomie darf nicht mehr ohne Ökologie gedacht, geplant und umgesetzt werden. Wie werden Gelder verteilt im Landkreis? Wie beteiligt sich der Landkreis, die Städte und Gemeinden bei dem Programm der Landkreis Dillingen blüht auf? Werden Blühflächen auf landkreiseigenen Flächen geschaffen? Schaffen wir es Bürgermeisterinnen und Bürgermeister für konsequente Programme in ihren jeweiligen Kommunen zu gewinnen. Hier haben auch die Obst- und Gartenbauvereine eine tragende Rolle. Denn leider nehmen auch hier auf dem Land "tote" Gärten des Grauens zu.
Wie treiben wir als Landkreis die Energiewende voran? Um energieautark zu werden, brauchen wir noch mindestens 9 Windräder. Ich bin gespannt ob wir das irgendwann schaffen. Werden unsere landkreiseigenen Gebäude energetisch saniert? Die Umstellung der Fahzeugflotte auf Elektrofahrzeuge steht am Anfang; jetzt, gegen Ende des Jahres 2018 können die Elektrotankstellen im Landkreis leider an einer Hand abgezählt werden. Balance zu halten zwischen touristischen Interessen des Landkreises und des Umwelt- und Naturschutzes, beispielsweise bei Donautal aktiv, sind weitere Aufgaben und Herausforderungen.
Im Bezirkstag stellen wir als zweitstärkste Fraktion unter anderem den Beauftragten für Bauen, Umwelt und Energie und konnten in unserem Verantwortungsbündnis mit der CSU einen gleichlautenden Ausschuß einrichten. Wir sehen hier die Chance ökologische Weichenstellungen in Richtung artenreichere Ausgestaltung der Klinik- und Museenaußengelände sowie bei energetischen Sanierungsmaßnahmen als auch bei Neubauten in die Wege zu leiten.
Ende Januar 2019 gehen hoffentlich sehr viele Menschen zur Unterstützung des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" in ihre Rathäuser und unterschreiben für einen Wandel zum Schutz der Artenvielfalt und damit zu unserem Schutz.
Wer sich darüber weiter informieren mag, kann hier direkt weiterlesen: Volksbegehren "Rettet die Bienen". Ich werde weiter berichten.
Hier seht ihr jetzt einige Fotos aus unserem Hortus - inzwischen einem Refugium für Käfer, Hummeln, Wildbienen, Spinnentieren, Fröschen, Kröten, Vögeln, Wespen, Molchen, Ameisen, Grashüpfern, Schmetterlingen und Faltern, Raupen, Würmern, Grillen, Honigbienen der Nachbarn, Wanzen, Gemüse, Obst und Wildpflanzen...und noch Unbekanntem.
Liebe Enkelinnen und Enkel - das ist in aller Kürze, sicher unvollkommen und hoffentlich in einiger Zeit auch noch vollständiger, mein/ unser Beitrag zum Thema Bewahrung der Schöpfung und Erhalt unseres Heimatplaneten.
Mit Zukunft im Blick
Eure Heidi
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